Ein Arbeitstag mit einem Pistenbully-Fahrer
Unterwegs auf dem Berg
mit Pistenbully-Fahrer Nino Pleisch
- Nino Pleisch
- 25 Jahre alt
- Seit 5 Jahren Pistenbully-Fahrer auf Parsenn
- Lieblingspiste: Gipfel Nord bis Schifer direkt
- Lieblingsgefährt: PistenBully 600
- «Wenn ich auf dem Berg in der Natur unterwegs bin und mit meiner Maschine eine schöne Piste modelliert habe, dann weiss ich, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe.»
Arbeitsort Skigebiet Parsenn in Davos
Mit 10 Tonnen auf dem Schnee unterwegs
Der Arbeitstag von Nino Pleisch beginnt etwa um 16.00 Uhr. Alle Pistenbully-Fahrer von Parsenn treffen sich in der Garage bei den Fahrzeugen. Die Fahrer kontrollieren den Öl-, sowie Wasserstand ihrer Maschine. Die Pisten werden nun auf die zehn Fahrer aufgeteilt, die heute im Dienst sind. Jeden Abend fahren sie eine andere Runde, was für Abwechslung bei der Arbeit sorgt. Losgefahren wird dann, wenn der Sicherheitsdienst die Pisten freigegeben hat. Kein Skifahrer darf jetzt noch im Skigebiet unterwegs sein.
Vor der Garage stehen die Pistenraupen für die Abfahrt bereit. Es sind gigantische Fahrzeuge über 5 Meter breit und etwa 9 Meter lang. Vorne angehängt ist das Räumschild, hinten wird die Fräse nachgezogen. Mit den breiten Raupen auf beiden Seiten kann das Gefährt ohne Probleme im steilen und alpinen Gelände fahren. Mit 500 PS hat es auch die nötige Kraft dafür.
Jeder Fahrer hat ein Pistenbully, den er immer fährt. Über die Raupe steigen wir in das geheizte Fahrergehäuse ein. Auf dem Beifahrersitz mache ich es mir gemütlich und ziehe die schwere Türe zu. Denn heute werde ich mit dem Pistenbully mitfahren!
Hauptertäli: Aufwärmen auf der Piste 3
«Am Anfang präparieren wir alle gemeinsam die Piste 3 beim Hauptertäli. So starten wir jeden Abend. Der Motor der Fahrzeuge wird dabei aufgewärmt, bevor wir die steileren Hänge fahren», erzählt mir der Fahrer Nino Pleisch. «Es ist gleich wie bei uns Menschen, wir sind am Morgen nach dem Aufstehen auch nicht sofort 100 % leistungsfähig und müssen noch etwas in die Gänge kommen».
Majestätisch bewegen Sie die grossen Fahrzeuge in ihrer Formation über den Schnee. Hinter ihnen entsteht eine perfekte Piste mit zahlreichen Rillen. Die Pistenbullys fahren leicht versetzt, damit eine kleine Überlappung entsteht. Begleitet werden sie durch das Brummen der Motoren.
Auf dem Weissfluhgipfel
Treffen Pistenbully mit Helikopter
Wir fahren heute Abend die Piste am Nordhang des Weissfluhgipfels. Nino Pleisch fährt über den Schleichweg den steilen Hang hinauf zum höchsten Punkt. Mit einem Tempo von 14 Kilometer pro Stunde sind wir unterwegs. Oben angekommen treffen wir auf einen gestrandeten Rega-Helikopter, der Startprobleme hat. Wenn das Rettungsteam Licht für die Reparaturen braucht, werden wir zur Stelle sein. Doch zuerst wartet unsere Skipiste darauf, präpariert zu werden.
Pistenbully-Fahrer: Ein Traumberuf mit Weitblick
Die Abendstimmung auf dem Weissfluhgipfel ist fantastisch. Wir sehen über zahlreiche Bergketten bis zum Horizont, wo die Sonne gerade untergeht. Ist dieser Arbeitsplatz im Skigebiet nicht ein Traum? «Bei dieser Abendstimmung zu arbeiten ist schon perfekt», meint Nino lachend. «Doch es kann auch anders sein. Manchmal sehen wir kaum etwas von unserer Umgebung oder bei starkem Neuschnee kommen wir kaum vorwärts. Beim starken Schneefall diesen Januar hat es drei Stunden gedauert, um auf den Gipfel zu kommen».
Die Schneehöhe kann jederzeit auf dem Bildschirm in der Mitte der Kabine kontrolliert werden. Ein GPS rechnet die Schneehöhe aus und zeigt diese mit verschiedenen Farben an. Momentan liegen ganze zwei Meter Schnee unter uns. Dies ist mehr als genug. Hier oben auf dem Weissfluhgipfel sind die Pisten komplett aus Naturschnee.
Die perfekte Piste
Die 1.5 km lange Winde kommt beim Pistenbully fahren zum Einsatz
Für die steile Piste, die nun vor uns liegt, benötigen wir die Hilfe der Winde. Nino hängt den Karabiner des 1,5 Kilometer langen Stahlseiles an einer Andockstelle an. Im ganzen Skigebiet sind zahlreiche solche Anhängemöglichkeiten montiert. Die Winde ist in hinteren Teil der Maschine auf einer Spule aufgerollt und kann bis zu 4,5 Tonnen Gewicht ziehen. Über den Windenbock wird die benötigte Seillänge ausgerollt. Dieser Arm kann sich in alle Richtungen drehen, je nach dem in welcher Position die Maschine zum Hang steht.
«Am Ende des Tages liegt der meiste Schnee unten an der Piste. Unsere Aufgabe ist es, mit der Räumschild diesen Schnee wieder nach oben zu verfrachten und ideal zu verteilen. Ohne den Zug der Winde würde ich dies im steilen Hang nicht schaffen. Mit welcher Kraft die Winde zieht, kann ich je nach Bedarf anpassen».
Mit Schild und Fräse zur perfekten Piste
Mit viel Feingefühl fährt Nino die Maschine und muss auf vieles gleichzeitig achten. Zum Fahren gibt es nur ein Gaspedal und einen Vorwärts- sowie Rückwärtsgang. Mit einer Art Joystick steuert er die Fräse und die zwölf Bewegungen des Räumschild. Das sind die beiden wichtigsten Geräte für die Pistenpräparation. Das Schild erledigt dabei die Hauptarbeit. Mit dieser wird der Schnee verteilt und die Piste planiert. Das Gewicht des Gefährts sowie die Stege der Raupe zerkleinern die groben Schneebrocken und verdichten die Piste. Es folgt die Fräse, welche die Schneekörner weiter zerkleinert.
Zuletzt läuft eine Art Gummimatte, wie ein Kamm über den Schnee und gibt den Pisten die gleichmässige Rillen-Struktur. Damit die perfekte präparierte Piste hält, muss der verdichtete Schnee bei den tiefen Temperaturen der Nacht aushärten. Nur dann entsteht eine stabile Piste, die möglichst lange griffig bleibt. Aus diesem Grund arbeiten die Pistenbully-Fahrer meist am Abend.
Beim Weissfluhjoch
Ende des Arbeitstages um 23.00 Uhr
Schon sind wir mehr als vier Stunden auf der Piste unterwegs. Ich spüre langsam die Müdigkeit nur vom Mitfahren, doch die Zeit ist wie im Flug vergangen. Streifen um Streifen fahren wir hinauf und hinab, oft fahren wir auch rückwärts. Nur noch ein kleines Stück nicht präparierter Schnee ist in der Mitte der Piste übrig. Ganze 32 Kilometer sind wir heute gefahren, dabei hat Nino mit seinem Pistenbully 18 Hektaren Piste präpariert.
«Bei der Pistenpräparierung vergeht die Zeit sehr schnell. Mein Ziel ist es, die Piste fertig zu modellieren und eine schöne Piste für die Skifahrer vorzubereiten. Dabei schaue ich kaum auf die Uhr. Es ist ein gutes Gefühl, wenn am Ende des Tages eine hübsche Piste entstanden ist», meint Nino.
Wenn ein Fahrer mit seiner Piste fertig ist, unterstützt er die anderen. Am Schluss helfen alle Fahrer noch beim Vorbereiten der Piste Nr. 15 nach der Totalp, es ist die breiteste Piste des Gebietes. Es kann vorkommen, dass der Arbeitstag bis um 4.00 Uhr morgens dauert. Heute werden die Pistenbullys um 23.00 Uhr in die Garage gefahren. Die Fahrer haben ihre Aufgabe der Pistenpräparation erledigt und den Feierabend verdient. Sie machen sich auf den Weg zum gemeinsamen Abendessen.
253 Pistenkilometer
Bis zu 253 Pistenkilometer werden jeden Tag im gesamten Gebiet der Davos Klosters Mountains von unseren Pistenbully-Fahrern präpariert. Die weissen Flächen glitzern im Licht des Sternenhimmels. Für Euch wurden die Pisten über Nacht wieder in einen perfekten Zustand gesetzt. Wer ist morgen früh auf dem Berg und hinterlässt die ersten Spuren?
Unter dem Thema «Hinter den Kulissen» geben wir Euch regelmässig Einblicke in die Arbeiten einer Bergbahn. Abonniert unseren Newsletter und bleibt über die neusten Beiträge informiert!
Eure Davos Klosters Mountains